Zum ersten Mal seit Ende Oktober verzeichnete der S&P 500 zuletzt zwei negative Wochenbilanzen in Folge. Was sich nach einer größeren Korrektur anhört, ist in Wirklichkeit kaum der Rede wert. Ausgehend vom Rekordhoch lag der Wochenschluss am Freitag nur rund 0,4 Prozent tiefer. Worüber in den amerikanischen Börsenblogs hingegen rege diskutiert wird, ist die Tatsache, dass sich im Wochenchart nun zwei sogenannte Doji in Folge gebildet haben. Bei dieser Kerzenformation liegen Eröffnungs- und Schlusskurs nahe beieinander, während der Markt im Wochenverlauf deutlich höher und tiefer notierte. Grundsätzlich sind Doji jedoch nur ein Zeichen von Unsicherheit und können, müssen aber nicht auf eine mögliche Trendwende hinweisen. Um eine negative Signalwirkung zu untermauern, muss die Doji-Kerze mindestens durch eine deutlich negative Folgekerze bestätigt werden.

Natürlich wittern die Bären nun ihre Chance. So ist die Stimmung in Teilen des Marktes durchaus als euphorisch zu bezeichnen, insbesondere der KI-Hype (heute beginnt die GTC AI Conference) hat zu ungesunden Entwicklungen bei Einzelwerten geführt. Umfragen unter nordamerikanischen Fondsmanagern zeigen den höchsten Investitionsgrad seit November 2021. Damals korrigierte der S&P 500 um gut vier Prozent und bildete Anfang Januar ein neues Hoch aus.

Gerne wird auch auf die aktuelle markttechnische Überhitzung verwiesen. So notiert der S&P 500 rund elf Prozent über seiner 200-Tage-Linie. Historisch betrachtet ist dies ein hohes Niveau, eine unmittelbare Korrektur muss aber nicht folgen. Ab November 2020 hielt sich der Index für rund zwölf Monate fast durchgehend so weit über seinem langfristigen Durchschnitt auf (grüne Markierung). Der Markt kletterte weiter nach oben, weil der Durchschnitt mit ähnlicher Steigerungsgeschwindigkeit zulegte. Aus charttechnischer Sicht testet der S&P 500 derzeit jedoch die Oberseite seines Aufwärtskanals, die aktuelle Konsolidierung kommt daher nicht überraschend. Solange jedoch die Doji-Formation nicht durch negative Wochenkerzen bestätigt wird, besteht noch kein Grund zur Sorge.

Natürlich gibt es in den nächsten Tagen einige Faktoren, die stärkere Gewinnmitnahmen auslösen könnten. Die Zinsentscheidungen unter anderem in Japan, Großbritannien und Australien werden von der Fed-Sitzung am Mittwoch überlagert. Der Leitzins wird mit hoher Wahrscheinlichkeit bei 5,25 bis 5,5 Prozent bleiben. Spannender ist die Frage, ob Fed-Chef Powell nach den zuletzt eher höher als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten einen restriktiveren Ton hinsichtlich möglicher Zinssenkungen im späteren Jahresverlauf anschlagen wird. Für den 12. Juni liegt die Wahrscheinlichkeit bei 53 Prozent, der Termin für eine erste Zinssenkung könnte sich aber auch weiter nach hinten auf den 31. Juli verschieben.

Wie zuletzt schon mehrfach erwähnt, ist aber nicht so sehr der Zeitpunkt der ersten Lockerung wichtig, sondern die Tatsache, dass die Zinsen sinken werden, die Unternehmen derzeit prächtig verdienen und damit das erhöhte Bewertungsniveau rechtfertigen. Im vierten Quartal erzielten die US-Firmen ein Gewinnwachstum (je nach Berechnungsmethode) von knapp sieben Prozent, rund sechs Prozentpunkte mehr als kurz vor Beginn der Berichtssaison Mitte Januar erwartet. Seitdem ist der S&P 500 um rund sechs Prozent gestiegen. Gewinnwachstum und Performance passen in diesem Beobachtungszeitraum also recht gut zusammen. Am 12. April beginnt der Zahlenreigen für das erste Quartal mit den Banken. Für Enttäuschungen gibt es derzeit wenig Anlass: Die Gewinnschätzungen sind wie so oft vor einer Berichtssaison zuletzt wieder gesunken (die Messlatte liegt tiefer), während die Konjunkturdaten jüngst mehrheitlich eher positiv überraschten (siehe Economic Surprise Index). Um das Bild für die US-Aktienmärkte abzurunden, werfen wir abschließend einen genaueren Blick auf den Nasdaq 100.

Kurzfristig – Prognosehorizont: Tage bis Wochen
Aktueller Trend Aufwärts ? Der übergeordnete und damit maßgebliche Trend ist durch eine Serie steigender Hoch- und Tiefpunkte gekennzeichnet und somit positiv.
Letztes Signal Mit dem Ausbruch über das alte Hoch im Januar hat der Nasdaq 100 seinen intakten Aufwärtstrend untermauert, der durch die steigende 200-Tage-Linie (violett bei ca. 15.900) bestätigt wird.
Ausblick Mittelfristig ist mit weiter steigenden Kursen beim US-Technologieindex zu rechnen, wobei die Aufwärtsdynamik, wie von uns bereits Mitte Januar erwartet und auch in den zurückliegenden Wochen beobachtet, eher gering ausfallen dürfte (nachlassende Zinsphantasie). Aus der im November nach oben aufgelösten Flaggenformation lässt sich theoretisch ein Kursziel von rund 19.000 ableiten. Im Bereich der runden Schwelle verläuft derzeit auch die Oberkante des von uns aus Schwankungen ermittelten Bewegungskanals (blau). Aktuell befindet sich der Index in etwa in der Mitte und könnte, sofern die Fed eher zurückhaltend agiert, noch einmal die Unterseite um 17.400 in Angriff nehmen. Bei einem Rücklauf in Richtung 17.000 würde der Nasdaq 100 zudem lehrbuchmäßig den Ausbruch mit einem Test des alten Rekordhochs von oben bestätigen. Die Zone um 17.000 bis 17.400 sollte sich daher als gute Nachkaufzone erweisen. Perspektivisch bleiben wir für den Nasdaq 100 verhalten optimistisch (Trump-Trade als Treiber) und erwarten einen Test der 19.000er-Marke.
Technische Kursziele oben 18.600 / 19.000 – obere Grenze des Schwankungskanals (blau)
Technische Kursziele unten 16.900 / 17.400 – untere Grenze des Schwankungskanals (blau), altes Rekordhoch

Termine

Datum Name Beschreibung/Erwartung
19.03.2024 ZEW-Index Progn.: 20,1 Pkt.
19.03.2024 Bank of Japan Zinsentscheidung
20.03.2024 Fed-Sitzung Zinsentscheidung mit Pk und neuen Prognosen
21.03.2024 Bank of England Zinsentscheidung

Produkte zur Strategie-Umsetzung

Anlageideen wie ETFs, die nur von steigenden Kursen profitieren, drängen sich daher nicht auf. Klassische Anlagezertifikate, bei denen bereits eine Seitwärtsbewegung oder eine kleine Korrektur ausreicht, um den Maximalwert zu erreichen, könnten hingegen ihre Stärken ausspielen. Ein passendes Capped-Bonus-Papier (WKN: KJ1Z19) mit 24 Prozent Abstand zur Barriere bei 13.600, gut drei Prozent Abgeld und knapp acht Prozent Bonusrendite bei einer Laufzeit bis Dezember hatten wir bereits vorgestellt und bleibt interessant.

Spekulativer ist, ähnlich wie beim DAX, eine kombinierte Call- und Put-Strategie, mit der sich ein Kursquadrat aufspannen lässt. Gleichzeitig ist das Verlustrisiko der Box-Kombination (theoretisch) begrenzt: Sollte der Nasdaq 100 doch stärker in eine Richtung laufen, steigt mindestens einer der Capped-Optionsscheine auf den Maximalwert von fünf Dollar. Wer den Nasdaq 100 stärker in eine Richtung laufen sieht, kann eine Seite höher gewichten oder nur die Long- oder nur die Short-Variante spielen.

Wir haben auf den Nasdaq 100 zwei Papiere mit einer Laufzeit bis Mitte September 2024 ausgewählt, die zudem einen großen Puffer bis zum jeweiligen Cap lassen. Auf der Long-Seite kann die Box-Strategie mit dem Capped-Call HD1L5E umgesetzt werden. Der Cap bei 16.000 liegt unter der alten Bestmarke sowie am Hoch der Flagge und wird in den kommenden Wochen von der 200-Tage-Linie verstärkt. Bis zum Laufzeitende ist so eine Maximalrendite von 18 Prozent möglich.

Das entsprechende Pendant kommt ebenfalls von der UniCredit, so dass auch die eingepreiste Vola übereinstimmt. Mit der WKN HD23P2 geben wir dem Nasdaq 100 zunächst Raum bis zur runden Marke von 20.000. Hier würde der Index seit Jahresbeginn rund 20 Prozent im Plus notieren, was für Wahljahre bereits eine sehr gute Performance in den ersten neun Monaten wäre (wobei wir den Schein wohl früher verkaufen). Bei einer maximalen Rückzahlung zu 5 USD beträgt die Maximalrendite derzeit 30 Prozent. Wie beim DAX eignet sich der Capped-Put auch als Absicherungsinstrument für Long-Positionen.

Typ Capped-Call
WKN HD1L5E
Basispreis 15.500
Cap 16.000
Seitwärtsrendite 18%
Maximalrendite 18%
Laufzeit 17.09.24
Status Long-Element der Box-Strategie auf den Nasdaq 100.
Typ Capped-Put
WKN HD23P2
Basispreis 20.500
Cap 20.000
Seitwärtsrendite 31%
Maximalrendite 31%
Laufzeit 17.09.24
Status Short-Element der Box-Strategie auf den Nasdaq 100.