Nachdem die monatliche US-Inflationsrate zum dritten Mal in Folge mehr als doppelt so hoch war wie die Rate, die nachhaltig erreicht werden muss, um die Inflation in den Zielbereich der Fed von rund zwei Prozent zu bringen, dürften die Notenbanker künftig verbal einen anderen Ton anschlagen. Entscheidend bleibt aus unserer Sicht die langfristige Markteinschätzung der US-Geldpolitik. Solange die Wende nicht grundsätzlich in Frage gestellt und auf steigende Zinsen spekuliert wird, sollten die robusten Wachstumsaussichten als Hauptgrund für die anhaltend hohe Inflation die Kurse stützen. Denn die rund laufende Konjunktur zeigt, dass die Unternehmen ihre Preise erhöhen und die Margen ausweiten können, was sich in Gewinnsteigerungen niederschlagen sollte (für das Gesamtjahr werden Zuwächse von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet). Größere Gefahren drohen hingegen, wenn die anstehende Berichtssaison enttäuschend verläuft.
Die heutige EZB-Sitzung dürfte dagegen eher ein Non-Event werden. Eine Zinssenkung ist sehr unwahrscheinlich, der Juni als Termin für einen solchen Schritt ist so gut wie gesetzt. Anders als in den USA droht in der Eurozone nach wie vor eine Rezession, wichtige Industrieländer wie Deutschland weisen ein Nullwachstum auf. Wichtiger ist daher die Frage, ob Lagarde auf der Pressekonferenz (ab 14.45 Uhr) auch Hinweise darauf geben wird, wie es nach der Entscheidung im Juni und damit längerfristig weitergehen könnte. Wir wären nicht überrascht, wenn sich die EZB angesichts der unklaren Lage in den USA wie so häufig alle Hintertüren offen lässt.
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