So schnell kann sich die Börsenwelt ändern: Nach den gestrigen Inflationszahlen (wie bereits angemerkt, war die Rundung recht knapp: Im Monatsvergleich kletterte die Teuerung um 0,359 Prozent, also 0,4 Prozent statt der erwarteten 0,3 Prozent – heute folgen die Erzeugerpreise) preist der Markt nur noch rund 40 Basispunkte Zinssenkung bis Dezember ein, zu Jahresbeginn waren es noch 160 Basispunkte. Eine Lockerung im Juni ist so gut wie vom Tisch und wird nun für September erwartet. Ob die Notenbanker aber wenige Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen noch aktiv werden, ist aus unserer Sicht fraglich. Daher rückt der nächste Termin am 7. November, also zwei Tage nach der Entscheidung, langsam auf die Agenda.

Nachdem die monatliche US-Inflationsrate zum dritten Mal in Folge mehr als doppelt so hoch war wie die Rate, die nachhaltig erreicht werden muss, um die Inflation in den Zielbereich der Fed von rund zwei Prozent zu bringen, dürften die Notenbanker künftig verbal einen anderen Ton anschlagen. Entscheidend bleibt aus unserer Sicht die langfristige Markteinschätzung der US-Geldpolitik. Solange die Wende nicht grundsätzlich in Frage gestellt und auf steigende Zinsen spekuliert wird, sollten die robusten Wachstumsaussichten als Hauptgrund für die anhaltend hohe Inflation die Kurse stützen. Denn die rund laufende Konjunktur zeigt, dass die Unternehmen ihre Preise erhöhen und die Margen ausweiten können, was sich in Gewinnsteigerungen niederschlagen sollte (für das Gesamtjahr werden Zuwächse von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet). Größere Gefahren drohen hingegen, wenn die anstehende Berichtssaison enttäuschend verläuft.

Die heutige EZB-Sitzung dürfte dagegen eher ein Non-Event werden. Eine Zinssenkung ist sehr unwahrscheinlich, der Juni als Termin für einen solchen Schritt ist so gut wie gesetzt. Anders als in den USA droht in der Eurozone nach wie vor eine Rezession, wichtige Industrieländer wie Deutschland weisen ein Nullwachstum auf. Wichtiger ist daher die Frage, ob Lagarde auf der Pressekonferenz (ab 14.45 Uhr) auch Hinweise darauf geben wird, wie es nach der Entscheidung im Juni und damit längerfristig weitergehen könnte. Wir wären nicht überrascht, wenn sich die EZB angesichts der unklaren Lage in den USA wie so häufig alle Hintertüren offen lässt.

Kurzfristig – Prognosehorizont: Tage bis Wochen
Aktueller Trend Seitwärts – Das Tagesspannen-Prognoseband signalisiert eine Konsolidierung
Letztes Signal Neutral / Positiv – In den vergangenen Wochen verbesserte der DAX mehrfach seine Rekordstände. Auch im internationalen Vergleich zeigte der Index relative Stärke. Im Bereich der seit 2007 bestehenden und nun erreichten Aufwärtstrendlinie scheint der leicht überhitzte Markt jedoch an Dynamik zu verlieren.
Ausblick Neue Euphorie wird die EZB beim DAX heute wohl kaum entfachen. Dennoch möchten wir auf ein interessantes Muster hinweisen: Wenn der S&P 500 wie gestern mindestens ein Prozent verlor, stieg er am nächsten Tag wieder um 0,5 bis 1,3 Prozent (gilt seit Jahresbeginn). Zumindest von den US-Börsen könnte also Unterstützung kommen. Auf der Unterseite stabilisiert beim DAX die bereits erwähnte volumenstarke Haltezone um 17.900/18.000, die zudem durch unsere Intraday-Spanne (17.954) bestätigt wird. Wer mutig ist, kann mit dem Bull-Schein auf kurze Gegenbewegungen bei Schwäche spekulieren. Aus charttechnischer Sicht ist vor allem wichtig, ob sich die Konsolidierung seit Ostern als trendbestätigende Flagge herauskristallisiert (ähnlich wie über den Jahreswechsel). Voraussetzung dafür wäre allerdings zunächst ein Sprung über die obere Kanalbegrenzung bei aktuell knapp 18.200.
Technische Kursziele oben 18.238 – obere Grenze der Tagesspannen-Prognose
Technische Kursziele unten 17.954 – untere Grenze der Tagesspannen-Prognose

Produkte zur Strategie-Umsetzung

Um auch von kleinen Bewegungen profitieren zu können, stellen wir entsprechende Hebelpapiere für beide Richtungen vor. Als Kursziele verwenden wir die Limits unserer Tagespannen-Prognose.

Typ Knock-Out-Bull
WKN UL97D7
Hebel 8,17
Ziel 18.238
Gewinnpotenzial 7%
Typ Knock-Out-Bear
WKN VM6CH3
Hebel 8,39
Ziel 17.954
Gewinnpotenzial 6%